Mode - ein Spiegel der Gesellschaft
Die Mode ist seit langem zu einem Instrument geworden, das unsere Individualität unterstreicht. Unsere Kleidung kann unglaublich viel kommunizieren: über den sozialen Status ihres Besitzers, über die Eigenheiten seiner Weltanschauung, Erziehung, Herkunft oder Charaktereigenschaften. Kleidung kann auch verraten, was jemand möglicherweise zu verbergen versucht, wie zum Beispiel persönliche Komplexe oder Ängste.
In makrosozialer Dimension ist Mode ein dynamisches Element, das eng mit den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen einer Gesellschaft verbunden ist. Seit Kleidung begonnen hat, nicht nur die physischen Bedürfnisse der Menschheit zu befriedigen, spricht sie.
Bereits im alten Rom konnte man anhand von Stoffen, Schnitten und Falten an den Kleidern die soziale Stellung einer Person identifizieren. Sie zeigten beispielsweise, wer Kaiser, Senator, Soldat, Sklave, Ehefrau oder Prostituierte war. Sklaven trugen beispielsweise nur ein Stück Stoff, während ihre Besitzer mit aufwändigen Falten und vielen Stofflagen prächtig gekleidet waren. Prostituierte und Frauen, die wegen Ehebruchs verurteilt waren, durften nur bestimmte Kleidungsarten tragen. So wussten alle sofort, was sie getan hatten.
Die 60er Jahre prägten das legendäre Aufkommen des Minirocks, der zu einem Symbol für die sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen wurde. Er vermittelte den Wunsch der Frauen, eigenständig über ihren Körper bestimmen zu können. Und ganz pragmatisch: Frauen wollten mehr Beweglichkeit haben. Wie Mary Quant, die Schöpferin des Minirocks, selbst erklärt hat: „Ein kurzer Rock, in dem man sich frei bewegen kann, laufen und den Bus erwischen kann. Aber vor allem: in dem man tanzen kann“.
Der Minirock verkörperte eine provokative und revolutionäre Haltung. Einerseits ermutigte er zahlreiche Frauen, andererseits löste er auch einen Skandal aus. Das Tragen von Miniröcken wurde in staatlichen Einrichtungen für Frauen untersagt, während der Vatikan es als Sünde und Verstoß gegen die Bibel betrachtete. Konservative Kräfte weltweit versuchten, den Minirock zu verbieten. Trotz dieser Widerstände erlangte der Minirock unter jungen Frauen zunehmende Beliebtheit und entwickelte sich zu einem Symbol für das Selbstbewusstsein einer ganzen Generation.
Heutzutage präsentieren Fashion Weeks provokante Designs, die die aktuelle Weltlage und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft reflektieren. Kurze Hosen, die eher als Unterwäsche gelten könnten, männliche Anzüge mit betont breiten Schultern und Hosen mit geradem Bein spiegeln nicht nur modische Trends wider, sondern auch die anhaltenden Herausforderungen, denen Frauen trotz fortschreitender gesellschaftlicher Veränderungen gegenüberstehen.
Sexuelle, häusliche und digitale Gewalt bleiben weiterhin erhalten. Und dies spiegelt sich in der Mode wider: Je schlechter Frauen in der Gesellschaft behandelt werden, desto freizügiger werden die Modedesigns. Kürzere Röcke und eine stärkere Betonung des weiblichen Körpers werden zu Mitteln, um auf die bestehenden Probleme aufmerksam zu machen.
Hopson, A. (2023, February 9). Römische Kleidung. Forum Traiani ®. https://www.forumtraiani.de/roemische-kleidung/
Fischer, J. (2023, February 12). Mode-Trend 2022: Deshalb ist der Minirock schon immer ein Symbol für Feminismus und sexuelle Freiheit. ELLE. https://www.elle.de/fashion-mode-trend-minirock-feminismus-2022
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